
Der falsche Syllogismus
Staus sind seit langem eines der grössten Probleme in städtischen Ballungsräumen. Die Fluidität des Pendlerverkehrs ist auch heute noch eine Herausforderung für die politischen Behörden.
Die von letzteren häufig gewählte Lösungsmethode ist die Einführung einer zusätzlichen Fahrspur, die dem Syllogismus folgt, dass mehr Fahrspuren auch mehr Platz für Autos schaffen und de facto für einen besseren Verkehrsfluss sorgen würden. Doch dieser Syllogismus, den unser limbisches Gehirn vorschlägt, ist falsch.
Das Braess-Paradoxon
Dieses Paradoxon wurde 1968 vom deutschen Mathematiker Dietrich Braess vorgeschlagen und ursprünglich für die Überlastung von Knotenpunkten fürs Internet aufgestellt: Wenn man ein dickes, sehr schnelles Glasfaserkabel zwischen zwei Punkten verlegt, würden alle Daten dieses Kabel benutzen, was dazu führen würde, dass der Datenverkehr stärker gestört würde als zuvor.
Dieses Paradoxon wird auch auf unseren Strassen überprüft. Die Vielzahl der möglichen Routen, die man mit dem Auto zurücklegen kann, führt eher zu mehr als zu weniger Staus.

Das Paradebeispiel Seoul (Südkorea)
Die Stadt hatte im Jahr 2002 drei Tunnel, durch die täglich 168’000 Fahrzeuge fuhren. Als die Stadtverwaltung einen der Tunnel schloss, um an dieser Stelle wieder einen Fluss anzulegen, nahm der Verkehr in den anderen Tunneln ab und verwässerte sich in allen Strassen überall in der Umgebung. Schlussendlich wurden in den Tunneln nur noch 30’000 Fahrzeuge pro Tag gezählt (-80%).
Die Lösung
Auch wenn es kontraintuitiv erscheinen mag (daher der Begriff „Paradoxon“): Bei einem Stau ist die effektivste Massnahme zur Verbesserung des Verkehrsflusses nicht unbedingt der Bau einer zusätzlichen Spur. Vielmehr ist es besser, eine Spur zu entfernen oder sie dem Langsamverkehr zu widmen.
Die Einführung von Radwegen geht also nicht zu Lasten der Autofahrer, ganz im Gegenteil.
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