Die neuesten OUVEMA-Zahlen zum Modalsplit des Veloverkehrs sind da: Das Wallis belegt zusammen mit dem Kanton Neuenburg den letzten Platz. Unsere Analyse.
Der Modalanteil des Veloverkehrs ist in der Schweiz gestiegen
Während der durchschnittliche Modalsplit auf nationaler Ebene bei der letzten Erhebung im Jahr 2015 6.9% betrug, ist er bis 2021 auf 7.9% gestiegen. Dieser Anstieg ist zwar weit von den 30% in den Niederlanden entfernt, zeigt aber dennoch einen positiven Trend.
Dafür gibt es zwei Haupterklärungen:
- Die grossen Städte haben ihre Politik des Langsamverkehrs verstärkt und haben daher einen starken Einfluss auf die Zahlen in den jeweiligen Kantonen. So kommt beispielsweise Basel auf 21%, Bern auf 19% und Winterthur auf 16%;
- Die Corona-Periode hat auf politischer Ebene ein Bewusstsein geschaffen, und viele Kantone haben ihre Strategien perfektioniert und neue Infrastrukturen geschaffen. Genf zum Beispiel nutzte den Lockdown, um temporäre Velowege zu bauen, die später dauerhaft eingerichtet wurden. Im Wallis wurde (trotz des Aufrufs von PRO VELO) nichts unternommen.
Der Velo-Röschtigraben
Ein markanter Unterschied besteht zwischen dem Modalsplit in den deutschsprachigen Kantonen, der 9.6% beträgt, und dem in der lateinischen Schweiz, der nur 4.2% erreicht. Ist das Fahrrad ein germanisches Verkehrsmittel?
Dennoch gehen einige Städte in der Romandie mit gutem Beispiel voran. Die erste Stadt in der Romandie ist Genf mit einem Anteil von 8.4%, während Lausanne mit 4.4% (0.8% im Jahr 2010) einen deutlichen Anstieg verzeichnet.
Das Wallis auf dem letzten Platz
Das Wallis ist es gewohnt, zu den Schlusslichtern zu gehören: Fussball, Autobahnbau oder wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit – es gibt für jeden etwas.
Leider ist der Alltagslangsamverkehr keine Ausnahme: Der Anteil der mit dem Fahrrad zurückgelegten Wege liegt in unserem Kanton bei enttäuschenden 2.6%, was uns auf den letzten Platz der Rangliste bringt, gleichauf mit Neuenburg.
Obwohl ein Vergleich zwischen den Kantonen aufgrund der unterschiedlichen Physiognomien schwierig ist, ist es auffällig, dass Kantone mit einer ähnlichen Topographie wie das Wallis einen viel höheren Modalsplit aufweisen, wie Uri (10.1%) oder Graubünden (8.8%).
Die Erklärung: der politische Wille
Die einzige Erklärung für dieses schlechte Abschneiden ist der fehlende politische Wille im Wallis. Obwohl sich einige Gemeinden der Bedeutung des Langsamverkehrs bewusst geworden sind, wird dieser von vielen politischen Entscheidungsträgern immer noch als Sonntagsvergnügen zwischen Messe und Apero wahrgenommen.
Mehr als eine Frage der Sprache oder Kultur ist es eine Frage des politischen Willens
Patrick Rérat, Professor an der Uni Lausanne und Co-Direktor des Forschungszentrums OUVEMA
Dieser Röschtigraben spiegelt also eine viel stärkere politische Anstrengung fürs Fahrrad in den deutschsprachigen Kantonen wider: Die Reduzierung des Autoverkehrs wurde früher in Angriff genommen, zugunsten einer sicheren und durchgängigen Infrastruktur.
Und das zahlt sich aus. In Basel-Stadt werden mehr Fahrten mit dem Velo als mit dem Auto zurückgelegt, was die Legitimität des Velos im Alltagsverkehr beweist.
Letzter zu sein ist kein Schicksal!
Die Bilanz ist hart, aber die Zukunft kann einen ganz anderen Weg einschlagen. Entgegen mancher Vorurteile muss eine „Fahrradkultur“ geschaffen, geschmiedet und geprägt werden.
Städte, die heute velofreundlich sind (wie Amsterdam, Utrecht, Kopenhagen oder Paris), sind dies nur, weil sie in der Vergangenheit eine mutige Verkehrspolitik und ehrgeizige Strategien verfolgten.
So waren diese Städte mit hohem Radverkehrsanteil damals genauso motorisiert wie unsere Walliser Städte heute. Im Wallis ist nun ein Mentalitätswechsel nötig, um diesen Rückstand aufzuholen.
Der Appell von PRO VELO Valais/Wallis
Aufgrund dieser Feststellung und im Rahmen der Beratungen über das kantonale Budget im Dezember 2023 hat PRO VELO Valais/Wallis die 130 Abgeordneten und 130 Suppleanten des Grossrates kontaktiert, um sie aufzufordern, das Budget für den Strassenbau nicht zu kürzen.
Denn ja, der aktuelle Zustand ist alarmierend: Die Investitionsmittel werden von 114 Millionen im Jahr 2023 auf 52 Millionen ab 2025 sinken, genau dann, wann gerade Mittel für den Langsamverkehr notwendig wären.
Die lang ersehnte kantonale Strategie, die in unserer kantonalen Velo-Initiative explizit gefordert wurde, könnte somit aufgrund fehlender Mittel nie realisiert werden.
Wäre es in Zeiten leerer Kassen nicht sinnvoll, in den Langsamverkehr zu investieren? Die Förderung des Radverkehrs ermöglicht erhebliche Einsparungen, sowohl direkt (Infrastrukturkosten) als auch indirekt (Gesundheitskosten), im Vergleich zu einem Verkehrssystem, das quasi exklusiv auf den motorisierten Verkehr setzt.
Die Letzten werden die Ersten sein … wagen wir das Sprichwort und pushen wir weiter!
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