Die Feststellung
Alle vier Jahre lanciert PRO VELO Schweiz eine Umfrage, in der AlltagsvelofahrerInnen die „Velofreundlichkeit“ ihrer Stadt bewerten sollen. Diese Umfrage Prix Velo wird vom Bundesamt für Strassen (ASTRA), dem Branchenverband Velo Schweiz und der Städtekonferenz Mobilität unterstützt.
Im Herbst 2021 fand die 5. Ausgabe statt, 46 Städte nahmen (auf eigenen Wunsch) daran teil. Im Wallis nahmen die Städte Sitten und Martinach daran teil. Während die Gemeinden in der Romandie im Vergleich zu 2017 gute Fortschritte verzeichnen konnten, landeten die beiden Walliser Städte am Ende der Rangliste, Sitten gar auf dem letzten Platz.
Das Fragezeichen
Da es sich um die erste Teilnahme der Hauptstadt an diesem Prix Velo handelt, ist das Ergebnis zu relativieren. Die Umfrage wurde zudem in Velokreisen stark verbreitet, sodass das Ergebnis wahrscheinlich nicht statistisch auf die Meinung der allgemeinen Bevölkerung extrapoliert werden kann. Dennoch haben in Burgdorf, der Berner Stadt die zum vierten Mal gewonnen hat, auch VerkehrsteilnehmerInnen an der Umfrage teilgenommen. Und die Velopolitik scheint im Emmental mehr zu überzeugen.
Daher stellt sich die Frage: Wird im Wallis genug für den Langsamverkehr getan?
Foto : Thomas Tessier, Millepages
Unsere Lösungen
Aber was ist dann zu tun? PRO VELO Wallis setzt sich seit Jahren für die Interessen der Velofahrer ein (dazu hier mehr lesen). Sein kritischer, aber auch konstruktiver Blick dient vor allem dazu, ein Anliegen voranzutreiben, das viele unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger als nützlich erachten und das sich zudem in fast allen öffentlichen Verwaltungen als politisches Ziel festgesetzt hat.
Eine weise Skepsis ist das erste Attribut eines guten Kritikers
James Russell Lowell
Wenn die Ergebnisse nicht den Erwartungen entsprechen, gibt es dennoch Lösungen. Hier ein kurzer, nicht abschliessender Überblick.
Gesetzgeberische Massnahmen
Bis heute fehlen im Wallis die kantonalen Gesetzesgrundlagen für den Alltagsveloverkehr. Sie existieren für den Freizeitverkehr (siehe hier), aber nicht für den Alltagsveloverkehr. Die fehlenden gesetzlichen Grundlagen würden es ermöglichen, Budgets für den Bau von Veloinfrastrukturen bereitzustellen, Partner wie PRO VELO Wallis zu beauftragen oder die Aktionen zur Förderung des Alltagsveloverkehrs zu verstärken. Um dies zu ändern, hat ein von PRO VELO Wallis angeführtes Kollektiv eine kantonale Initiative lanciert (hier unterschreiben).
Auf lokaler Ebene diktieren kommunale oder interkommunale Richtpläne die Staatspolitik. Diese Richtpläne enthalten im Prinzip Mobilitätsstrategien, müssen aber in mehreren Gemeinden noch erstellt, weiterentwickelt oder verstärkt werden. PRO VELO Wallis hat lokale Arbeitsgruppen eingerichtet, um seine Hilfe anzubieten und die Meinung der VelofahrerInnen weiterzugeben (hier teilnehmen).
Bürgerliches Engagement
Viele Leute finden keine Zeit, um sich aktiv zu engagieren. Doch oft sind es nur kleine Gesten, die einen Unterschied machen. Wenn Sie die App Bikeable.ch herunterladen, können Sie gute und schlechte Stellen melden, die Sie mit Ihrem Velo antreffen. Diese Spots werden dann an die entsprechenden Verwaltungen weitergeleitet.
Das Velofahren hängt auch von politischen Persönlichkeiten ab, die das Velo als Fortbewegungsmittel bevorzugen. Wenn Sie Personen wählen, die sich fürs Velofahren einsetzen, erhöhen Sie damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass gute Infrastrukturen geschaffen werden.
Politisches Handeln
Die Politik ist natürlich das A und O. Sich für den Langsamverkehr einzusetzen bedeutet, mehrere Schwerpunkte zu setzen:
- Ausbau und Verbesserung des Velonetzes durch die Einrichtung von Radstreifen oder wo möglich Velowegen, und durch eine möglichst weitgehende Trennung der Verkehrsströme (Autos getrennt vom Langsamverkehr);
- Definieren von Nord-Süd- und Ost-West-Achsen in den Ortschaften, auf denen VelofahrerInnen Vortritt haben;
- Schaffung von Kreiseln, die für den Langsamverkehr geeignet sind (Beispiel hier);
- Schaffung von Veloabstellplätzen vor Geschäften, Häusern und Schulen auf der Grundlage der geltenden VSS-Normen;
- Verbesserung der Verkehrsschilder, um Velofahrern Vorrang zu geben;
- Anreize für die Kombination von P&R und Velo schaffen. Die Städte sind zunehmend verstopft und Pendler sitzen oft allein in ihren Autos. Das Velo ist eine gute Alternative, um ins Stadtzentrum zu gelangen;
- Angebot an zusätzlichen Dienstleistungen, z. B. bequemere und sicherere Verbindungen, Reparaturwerkstätten, Verleihsysteme oder Vergünstigungen für Fahrzeuge des öffentlichen Nahverkehrs;
- Anreize für Kinder, mit dem Velo zur Schule zu fahren;
- Förderung des Velofahrens in Unternehmen und Schaffung der richtigen Anreize;
- Personen, die ihr Auto aufgeben, entlasten (z. B. durch das Angebot eines Cargo-Bikes).
Die Bildungs- und Aufklärungsarbeit
Fast 50% unserer zurückgelegten Strecken sind weniger als 5 km lang. Trotzdem haben wir den Reflex, für diese kurzen Strecken das Auto zu nehmen. Um die Vorteile des Velofahrens für die Gesellschaft und das Gemeinwohl aufzuzeigen, gibt es verschiedene Massnahmen:
- Fahrradkurse für Familien und Erwachsene, auch für E-Bikes;
- Ausbau von Ladestationen für E-Bikes;
- Informations- und Werbekampagnen;
- Zusammenarbeit mit den Gemeinden und Sensibilisierung für die Probleme der VelofahrerInnen.
Foto: Spreadshirt.de
Die Medien zu diesem Thema
Le Nouvelliste, mobilité cyclable : Sion en queue de peloton, 09.05.2022
Rhone FM, Sion mauvaise élève, 09.05.2022
Radio Chablais, Sion arrive à la dernière place, 09.05.2022
Canal 9, Sion en queue de peloton, 11.05.2022
SRF, Sion will velofreundlicher werden, 18.05.2022
RTS, le Valais est à la traine, 20.05.2022